„Ein simpler Eingriff“ von Yael Inokai

Ein simpler EIngriff von Yael Inokai

Als MFA hat mich “Ein simpler Eingriff” sofort angesprochen. Durch die Themen Medizin, Patriarchat und Emanzipation war ich direkt interessiert. Ob mich das Buch auch überzeugen konnte, erfahrt ihr im Folgenden.

Alles Infos zu

Ein simpler Eingriff

Autorin: Yael Inokai
Verlag: Nagel und Kimche
Erschienen: 20.02.24
Seiten: 208
Klappentext:
Meret geht in ihrem Beruf als Krankenschwester vollkommen auf: Die Klinik und das Schwesternwohnheim sind ihr Zuhause, ihre Uniform ist ihre Identität, auf die sie stolz ist. Neben der Routine ihrer Arbeit versucht Meret stets das Menschliche in ihren Patientinnen zu sehen und sie weiß genau, wie sie ihnen begegnen kann. Bis eines Tages ein neues Verfahren in der Klinik eingeführt wird, bei dem auch Meret eine Rolle spielen soll: Sie wird die Patientinnen durch ihren Schmerz begleiten, an dessen Ende Aussicht auf Heilung von ihren psychischen Leiden steht. Wie immer hält sich Meret an die Regeln der Station, trotz ihrer wachsenden Zweifel an der Methode. Dann verliebt sie sich in eine andere Frau und überschreitet damit eine unsichtbare Grenze, die sie alles kosten kann.
In nüchterner Sprache, die unter die Haut geht, führt uns Yael Inokai in die Realität einer Klinik der Nachkriegszeit, in der Frauen von ihren psychischen Leiden geheilt werden sollen – doch die Methoden sind ein Auswuchs des Patriarchats und sie nehmen wenig Rücksicht auf die Patientinnen. Ein beeindruckender Roman über die emanzipatorische Kraft der Empathie.


Meine Meinung zu “Ein simpler Eingriff”

“Ein simpler Eingriff” ist in 3 Teile geteilt. Im ersten Teil liegt der Fokus auf Merets neuer Patientin, Merets Job und wie sie dort gelandet ist. Für mich war das auch der interessanteste Teil, weil ich die Beziehung zwischen Krankenschwester und Patientin sehr interessant fand, sowie den Eingriff an sich. Wobei ich da auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt komme. Was den Eingriff angeht hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht und auch erwaretet. Auf mich als Leser wirkte der Eingriff eher abstrakt. Stilistisch verstehe ich den Eingriff, aber medizinisch ergibt er nicht viel Sinn.

Im zweiten Teil liegt der Fokus auf Romantik. In diesem Teil lernt Meret ihre neue Zimmergenossin im Schwesternhaus kennen und sieht in ihr bald mehr als eine Freunde.

Im dritten Teil werden quasi die ersten beiden kombiniert und die neue Beziehung führt dazu, dass Meret ihre Arbeit überdenkt. Sie beginnt den Eingriff zu hinterfragen und zweifelt vor allem die Motivation hinter dem Eingriff an. Außerdem ändert sich die Beziehung zu ihrer Patientin, sie überschreitet Grenzen, um die Frage zu beantworten, ob das was sie tut, auch das richtige ist.

Allgemein fühle ich mich zwiegespalten zurück gelassen. Das Buch konnte mich durch seine hohe Emotionalität und Tiefe in den Beziehungen überzeugen, jedoch hat mir medizinisch ein bisschen was gefehlt. Wobei man da auch fairerweise sagen muss, dass es wahrscheinlich keinen stört, der nicht auch im Gesundheitswesen arbeitet.

Besonders hervorzuheben ist auch noch der Schreibstil der Autorin. Der ist nämlich total schön, weswegen ich mir auch einige Zitate markiert habe. Sie spielt mit den Begriffen, die damals Frauen zugeordnet worden, wie hysterisch, und stellt sie in Frage. Was meiner Meinung nach ein sehr schöner Umgang mit patriachialer Sprache ist.

Fazit

Zusammenfassend ist “Ein simpler Eingriff” ein toller und wichtiger Roman über Emanzipation, Patriarchat, Medizin und Liebe. Medizinisch hätte ich mir mehr erhofft, dennoch habe ich ansonsten rein gar nichts zu meckern und kann euch das Buch nur ans Herz legen. Mit seinen 200 Seiten hat man es auch schnell weg gelesen, aber aus dem Kopf verschwindet es nicht so schnell.


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